Sabbatical aus Sicht der Arbeitgeber

Sabbatical

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 8 Min.
Aktualisiert am: 02.07.2024

Ein Sabbatical, auch Sabbatjahr genannt, ist eine längere, arbeitsfreie Auszeit, die Mitarbeitende nutzen können, um sich zu erholen, weiterzubilden oder persönliche Projekte zu verfolgen. Diese berufliche Auszeit kann sowohl von Arbeitgebern als auch von den Beschäftigten selbst initiiert werden und bietet die Möglichkeit, neue Energie zu tanken und die berufliche Entwicklung zu fördern. Arbeitgeber nutzen Sabbaticals zunehmend als Corporate Benefit, um die Attraktivität ihres Unternehmens zu steigern und talentierte Fachkräfte zu gewinnen sowie zu binden.

Sabbatical Definition und Ursprung

Der Begriff Sabbatical leitet sich aus vom hebräischen Wort „Sabbat“ ab, was „Ruhe“ oder „Pause“ bedeutet. Ursprünglich bezog sich der Sabbat auf einen wöchentlichen Ruhetag im Judentum, an dem keine Arbeit verrichtet werden sollte. Im modernen Kontext hat sich das Konzept weiterentwickelt und beschreibt nun eine längere berufliche Auszeit, die Mitarbeitenden gewährt wird, um sich von ihrem Arbeitsalltag zu erholen oder andere Interessen zu verfolgen. 

Historisch gesehen, fanden Sabbaticals erstmals in der akademischen Welt Anwendung. Hochschullehrende erhielten nach einer bestimmten Anzahl von Dienstjahren die Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen, um an Forschungsprojekten zu arbeiten, neue Lehrmethoden zu entwickeln oder sich weiterzubilden. Dieses Konzept wurde von Unternehmen übernommen und angepasst, um auch in der Wirtschaft die positiven Effekte eines Sabbaticals zu nutzen. Heutzutage bieten immer mehr Unternehmen Sabbaticals an, um die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen und deren langfristige Bindung an das Unternehmen zu fördern. Diese Auszeiten tragen dazu bei, Burnout zu verhindern, die Kreativität zu steigern und die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu verbessern.

Wie lange dauert ein Sabbatical?

Ein Sabbatical beträgt typischerweise zwischen drei Monaten und einem Jahr. Kürzere Sabbaticals von drei bis sechs Monaten bieten eine schnelle Erholung und ermöglichen es den Mitarbeitenden, sich kurzfristig zu entspannen oder persönliche Projekte zu verfolgen. Mittellange Sabbaticals von sechs bis zwölf Monaten bieten ausreichend Zeit für umfangreichere Weiterbildungen, längere Reisen oder tiefgehende persönliche Projekte. Längere Sabbaticals, die über ein Jahr hinausgehen, erlauben es den Mitarbeitenden, tiefgreifende persönliche und berufliche Veränderungen vorzunehmen, erfordern jedoch eine sorgfältige Planung und Abstimmung mit dem Arbeitgeber. Faktoren wie die Art der Tätigkeit, die persönlichen Ziele und die betrieblichen Anforderungen sind entscheidend bei der Festlegung der optimalen Sabbatical-Dauer.

Sabbatical-Modelle

Ein Sabbatical kann auf verschiedene Weisen gestaltet werden, abhängig von den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter und den Möglichkeiten des Unternehmens. Die Wahl des passenden Modells sollte sorgfältig geplant und zwischen den beteiligten Parteien abgestimmt werden, um eine erfolgreiche und bereichernde Auszeit zu gewährleisten.

Sabbaticals als unbezahlter Sonderurlaub

Bei dieser Art von Sabbatical nehmen Mitarbeiter eine längere unbezahlte Auszeit vom Arbeitsplatz. Während dieser Zeit erhalten sie kein Gehalt, bleiben jedoch oft weiterhin im Unternehmen angestellt. Diese Methode bietet den Vorteil, dass der Arbeitsplatz nach der Rückkehr garantiert ist, während die Kosten für das Unternehmen minimiert werden.

Langzeitarbeitskonto

Ein Langzeitarbeitskonto ermöglicht es Mitarbeitern, Überstunden und nicht genutzte Urlaubstage anzusammeln und diese für ein Sabbatical zu verwenden. Dabei wird das gesammelte Zeitguthaben in Form einer bezahlte Auszeit genutzt. Dieses Modell bietet finanzielle Sicherheit für die Mitarbeiter und ist eine attraktive Option, um ein Sabbatical zu finanzieren, ohne auf Einkommen verzichten zu müssen.

Lohnverzicht

Bei dieser Variante verzichten Mitarbeiter über einen bestimmten Zeitraum auf einen Teil ihres Gehalts, um später eine bezahlte Auszeit zu nehmen. Beispielsweise könnte ein Mitarbeiter über zwei Jahre hinweg auf 20 % seines Gehalts verzichten und diese Ersparnisse dann während eines sechsmonatigen Sabbaticals als Gehalt beziehen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Abstimmung mit dem Arbeitgeber.

Kündigung

Ein weniger gebräuchliches, aber dennoch mögliches Modell ist die Kündigung des Arbeitsverhältnisses, um ein Sabbatical zu nehmen. Dies bietet maximale Freiheit, birgt jedoch auch das Risiko, dass der Mitarbeitende nach dem Sabbatical keine Rückkehrgarantie in den alten Job hat. Diese Option wird meist gewählt, wenn eine längere Auszeit geplant ist oder wenn der Mitarbeitende eine grundlegende berufliche Neuorientierung anstrebt.

Teilzeitmodelle

Einige Unternehmen bieten Teilzeitmodelle an, bei denen Mitarbeiter ihre Arbeitszeit reduzieren und die frei gewordene Zeit für ein Sabbatical nutzen können. Dies kann eine schrittweise Auszeit ermöglichen und den Übergang zwischen Arbeit und Sabbatical erleichtern. Teilzeitmodelle bieten Flexibilität und können individuell angepasst werden.

Bildungssabbatical

Ein Bildungssabbatical ermöglicht es Mitarbeitern, eine längere Auszeit speziell für Weiterbildung und berufliche Qualifikationen zu nutzen. Dies kann das Erlernen neuer Fähigkeiten, das Absolvieren eines Studiums oder den Besuch von Fachkursen umfassen. Oftmals unterstützen Unternehmen solche Sabbaticals finanziell oder organisatorisch, da sie langfristig auch dem Arbeitgeber zugutekommen.

Freiwilligenarbeit und soziale Projekte

Einige Mitarbeiter nutzen ihr Sabbatical, um sich in sozialen Projekten oder Freiwilligenarbeit zu engagieren. Diese Form des Sabbaticals kann sowohl persönlich erfüllend sein als auch gesellschaftlichen Nutzen stiften. Unternehmen können solche Auszeiten fördern, indem sie Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen eingehen und Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, sich sozial zu engagieren.

Vorteile und Nachteile eines Sabbaticals für Arbeitgeber

VorteileNachteile
Erhöhte Motivation und Zufriedenheit der MitarbeiterVorübergehende Verlust an Arbeitskraft
Förderung der MitarbeiterentwicklungPlanungsaufwand für Organisation und Vertretungen
Verbesserung des Employer BrandingKosten für Vertretungen
Förderung der Kreativität und InnovationRisiko der Abwanderung der betreffenden Mitarbeiter
Reduzierung von Burnout und FehlzeitenEinarbeitungszeit nach Rückkehr
Kontinuität und FührungsentwicklungAdministrative Komplexität

Was müssen Arbeitgeber bei einem Sabbatical beachten?

Arbeitgeber müssen bei der Gewährung eines Sabbaticals eine Reihe von Aspekten berücksichtigen, um sicherzustellen, dass die Auszeit sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen reibungslos verläuft. Dabei ist es wichtig, sorgfältig zu planen und bestimmte Richtlinien einzuhalten, um den Benefit des Sabbaticals optimal anzubieten.

  • Formulieren von Bedingungen: Arbeitgeber sollten eindeutige Richtlinien für Sabbaticals formulieren. Diese Richtlinien sollten die Voraussetzungen, die mögliche Dauer und die Bedingungen für die Genehmigung eines Sabbaticals umfassen.
  • Frühzeitige Planung: Ein Sabbatical erfordert eine frühzeitige Planung, um den Arbeitsablauf nicht zu stören. Arbeitgeber sollten sicherstellen, dass der Antrag auf Sabbatical rechtzeitig eingereicht wird, sodass genügend Zeit bleibt, um Vertretungen zu organisieren und die Arbeitslast neu zu verteilen.
  • Vertretungsregelungen: Es ist wichtig, eine qualifizierte Vertretung für die Dauer des Sabbaticals zu benennen. Diese Vertretung sollte rechtzeitig eingearbeitet werden, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Eine klare Aufgabenverteilung und Verantwortlichkeiten während der Abwesenheit des Mitarbeiters sind essenziell.
  • Finanzielle Überlegungen: Arbeitgeber sollten die finanziellen Aspekte eines Sabbaticals klären. Dies kann sowohl bezahlte als auch unbezahlte Auszeiten betreffen. Es ist hilfreich, flexible Modelle anzubieten, wie zum Beispiel Teilzahlungen während der Auszeit oder eine Rückzahlung nach der Rückkehr des Mitarbeiters.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Die rechtlichen Bestimmungen für Sabbaticals können je nach Land und Unternehmensrichtlinien variieren. Arbeitgeber sollten sicherstellen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt werden und dass schriftliche Vereinbarungen getroffen werden, um den rechtlichen Schutz beider Parteien zu gewährleisten. 
  • Unterstützung bei der Rückkehr: Die Rückkehr des Mitarbeiters in den Arbeitsalltag sollte gut geplant sein. Arbeitgeber können einen Wiedereinstiegsplan erstellen, der Schulungen, Updates und eine schrittweise Wiederaufnahme der Arbeit umfasst. Dies erleichtert den Mitarbeitern den Übergang und stellt sicher, dass sie schnell wieder produktiv werden.

Ist man während des Sabbaticals sozialversichert?

Die Frage der Sozialversicherung während eines Sabbaticals ist ein wichtiger Aspekt, den sowohl Mitarbeiter als auch Arbeitgeber berücksichtigen müssen. Die Absicherung während der Auszeit variiert je nach Art des Sabbaticals und den individuellen Regelungen des Arbeitsverhältnisses.

  1. Krankenversicherung: Während eines bezahlten Sabbaticals bleibt der Mitarbeiter in der Regel weiterhin krankenversichert, da die Beitragszahlungen durch das fortlaufende Gehalt gedeckt sind. Bei einem unbezahlten Sabbatical muss der Mitarbeiter selbst für die Krankenversicherungsbeiträge aufkommen. Einige Unternehmen bieten an, die Beiträge zu übernehmen oder anteilig zu zahlen. Es ist wichtig, vor Beginn des Sabbaticals mit der Krankenkasse und dem Arbeitgeber zu klären, wie die Beiträge gehandhabt werden. 
  2. Rentenversicherung: Die Rentenversicherungsbeiträge werden während eines bezahlten Sabbaticals weiterhin vom Gehalt abgezogen und an die Rentenversicherung abgeführt. Bei einem unbezahlten Sabbatical erfolgt keine Beitragszahlung, was zu Lücken in der Rentenversicherung führen kann. Mitarbeiter haben jedoch die Möglichkeit, freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung zu leisten, um diese Lücken zu schließen. Auch hier sollte frühzeitig mit dem Arbeitgeber und der Rentenversicherung geklärt werden, welche Optionen bestehen.
  3. Arbeitslosenversicherung: Während eines Sabbaticals werden in der Regel keine Arbeitslosenversicherungsbeitröge gezahlt, wenn es sich um eine unbezahlte Auszeit handelt. Dies kann Auswirkungen auf den Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, insbesondere wenn das Sabbatical länger dauert und die Beitragszeiten unterbrochen werden. Es ist ratsam, sich bei der Agentur für Arbeit über die individuellen Auswirkungen zu informieren und ggf. private Vorsorge zu treffen.
  4. Pflegeversicherung: Die Pflegeversicherung ist in der Regel an die Krankenversicherung gekoppelt. Während eines bezahlten Sabbaticals bleiben die Beiträge zur Pflegeversicherung weiterhin bestehen. Bei einem unbezahlten Sabbatical müssen die Beiträge zur Pflegeversicherung eigenständig weitergezahlt werden, ähnlich wie bei der Krankenversicherung. Auch hier ist eine Absprache mit der Pflegeversicherung und dem Arbeitgeber wichtig.
  5. Unfallversicherung: Die gesetzliche Unfallversicherung greift nur während der Arbeitszeit und auf dem direkten Weg zur und von der Arbeit. Während eines Sabbaticals besteht daher kein gesetzlicher Unfallversicherungsschutz. Es kann sinnvoll sein, eine private Unfallversicherung abzuschließen, um während der Auszeit abgesichert zu sein.

Sabbatical im öffentlichen Dienst

AspektÖffentlicher DienstPrivater Sektor
Rechtliche GrundlagenIn Tarifverträgen oder Dienstvereinbarungen festgelegt.Individuelle Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden, oft weniger standardisiert.
FinanzierungsmodelleHäufig über Arbeitszeitkonten oder Gehaltsverzicht geregelt.Vielfältige Modelle: unbezahlter Sonderurlaub, Langzeitarbeitskonto, Lohnverzicht, Kündigung.
Vorteile für BeschäftigteKlare rechtliche Rahmenbedingungen, finanzielle Sicherheit durch etablierte Modelle.Flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten, jedoch oft weniger finanzielle Absicherung.
Vorteile für ArbeitgeberVerbesserung des Arbeitgeberimages, höhere Mitarbeiterbindung, motivierte Rückkehrer mit neuen Ideen und erhöhter Leistung.Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation, aber höheres Risiko der Abwanderung und mögliche Planungsprobleme.
Organisatorische AspekteStrukturierte Planung durch etablierte Prozesse, klare Vertretungsregelungen.Erfordert individuelle Absprachen und flexible Anpassungen, kann zu administrativer Komplexität führen.
RückkehrplanungMeist klare Wiedereinstiegsregelungen und Unterstützungsmaßnahmen für eine reibungslose Rückkehr.Abhängig von individuellen Vereinbarungen, oft weniger strukturierte Wiedereinstiegspläne.
Beispiele für SabbaticalsTypischerweise Bildungssabbaticals, Engagement in sozialen Projekten, persönliche Erholung.Vielfältige Nutzung: Weiterbildung, Reisen, persönliche Projekte, berufliche Neuorientierung.
SozialversicherungMeist fortlaufende Versicherungsbeiträge, klare Regelungen zur Absicherung während der Auszeit.Abhängig vom Modell und individuellen Absprachen, oft zusätzliche Klärung der Versicherungsbeiträge notwendig.
Jan-Philipp Schreiber

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Recruiting & Stellenanzeigen. Seine Beiträge im HR-Magazin zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für Themen aus dem Personalwesen aus.
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