HR-Wissen Arbeitsrecht Urlaubsanspruch Berechnen

Urlaubsanspruch Berechnen

Stephan Schmid
Stephan Schmid
Lesedauer: 3 Min.
Aktualisiert am: 16.08.2024

Der gesetzliche Urlaubsanspruch ist ein wichtiges Thema im Arbeitsrecht und sorgt oft für Unsicherheit sowohl bei Arbeitgebern als auch bei Arbeitnehmern. In Deutschland regelt das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) den Mindesturlaubsanspruch. Doch wie wird dieser Anspruch genau berechnet, besonders wenn verschiedene Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Schichtarbeit oder Minijobs im Spiel sind? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Berechnung des Urlaubsanspruchs in Deutschland.

Der Gesetzliche Mindesturlaubsanspruch

Nach dem Bundesurlaubsgesetz haben Arbeitnehmer in Deutschland Anspruch auf mindestens 20 Werktage Urlaub pro Jahr bei einer 5-Tage-Woche oder 24 Urlaubstage bei einer 6-Tage-Woche. Wichtig ist, dass dieser Anspruch auf eine volle Beschäftigung im Kalenderjahr abzielt. Das bedeutet, dass der gesetzliche Mindesturlaubsanspruch für Arbeitnehmer gilt, die das ganze Kalenderjahr über beim selben Arbeitgeber beschäftigt sind.

Wenn ein Arbeitnehmer nicht das ganze Jahr über beschäftigt ist – zum Beispiel, weil er erst im Laufe des Jahres anfängt oder das Unternehmen vor Jahresende verlässt – wird der Urlaubsanspruch anteilig berechnet, basierend auf der Dauer der tatsächlichen Beschäftigung im Jahr.

Berechnung des Urlaubsanspruchs bei Teilzeit

Bei Teilzeitbeschäftigten wird der Urlaubsanspruch proportional zur Anzahl der wöchentlichen Arbeitstage berechnet. Ein einfaches Beispiel:

  • 5-Tage-Woche (Vollzeit): 20 Urlaubstage
  • 3-Tage-Woche (Teilzeit): 12 Urlaubstage (3/5 von 20 Urlaubstagen)

Hierbei gilt die Formel:

Urlaubsanspruch = Vollzeiturlaub × (tatsächliche Arbeitstage pro Woche / Arbeitstage einer Vollzeitwoche)​

Wichtig: Die Stundenzahl spielt keine Rolle bei der Berechnung des Urlaubsanspruches, sondern ausschließlich die Anzahl der Arbeitstage!

Urlaubsanspruch bei Schichtarbeit und unregelmäßigen Arbeitszeiten

Arbeiten Mitarbeiter in Schichtsystemen oder haben sie unregelmäßige Arbeitszeiten, muss der Urlaubsanspruch individuell berechnet werden. Hierbei wird oft die durchschnittliche Anzahl der Arbeitstage pro Woche über einen längeren Zeitraum, z.B. über ein Jahr, herangezogen.

Ein Beispiel:

  • Durchschnittlich 4 Arbeitstage pro Woche:
    20 Urlaubstage × ⅘ = 16 Urlaubstage

Regelung für Minijobs

Auch Minijobber haben Anspruch auf Urlaub. Die Berechnung erfolgt analog zu Teilzeitbeschäftigten. Entscheidend ist die Anzahl der Tage, an denen der Arbeitnehmer tatsächlich arbeitet.

  • Beispiel: Ein Minijobber arbeitet an zwei Tagen pro Woche. Der Urlaubsanspruch wird wie folgt berechnet:
    20 Urlaubstage × ⅖ = 8 Urlaubstage

Ausnahmen beim Urlaubsanspruch

Beim Urlaubsanspruch gibt es einige Besonderheiten, die beachtet werden müssen:

  • Anspruchsberechnung bei Eintritt oder Austritt im Laufe des Jahres: Der Urlaubsanspruch wird in diesem Fall pro rata temporis berechnet, also anteilig für die tatsächlich gearbeiteten Monate.
  • Krankheit im Urlaub: Wird ein Arbeitnehmer während des Urlaubs krank und legt ein ärztliches Attest vor, werden die Krankheitstage nicht auf den Urlaubsanspruch angerechnet.
  • Sonderregelungen durch Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen: Diese können zusätzliche Urlaubsansprüche oder andere Berechnungsgrundlagen festlegen.

Zusammenfassung

Die Berechnung des Urlaubsanspruchs erfordert sowohl bei Arbeitnehmern als auch bei Arbeitgebern Aufmerksamkeit und Verständnis der rechtlichen Grundlagen. Die Anpassung an individuelle Arbeitszeitmodelle ist dabei entscheidend. Durch genaue Kenntnis der Arbeitszeiten und des gültigen Rechtsrahmens kann sichergestellt werden, dass Arbeitnehmern der ihnen zustehende Urlaub korrekt berechnet wird.

Für detaillierte Berechnungen und individuelle Fälle empfiehlt es sich, einen Blick in den Arbeitsvertrag zu werfen oder im Zweifelsfall rechtlichen Rat einzuholen. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und trägt zu einer fairen und transparenten Urlaubsplanung in der Belegschaft bei.

Stephan Schmid

Stephan Schmid

Head of Marketing

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Stephan ist Naturwissenschaftler, mit jahrelanger Erfahrung in Forschung und Lehre, der nach seiner Zeit im Labor eine Karriere im Spannungsfeld Medienberatung, Kommunikation, Public Relations und digitalem Marketing begonnen hat. Seit Langem ist Stephan als Autor von Medical Writing und Karriere-Ratgebern bis hin zu Branchen-Artikeln für die Pharma- und Biotechnologie-Branche tätig. Bei jobvector verantwortet er in Führungsposition als Head of Marketing diverse Tätigkeitsbereiche wie Projektmanagement, IT-Business-Analyse, Performance-Marketing und Web-Analytics.
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