Außertariflicher Arbeitsvertrag (AT-Vertrag)

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 6 Min.
Aktualisiert am: 06.09.2024

Ein außertariflicher Arbeitsvertrag (AT-Vertrag) ist ein ausgehandelter Vertrag, bei dem die Konditionen individuell zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandelt werden. Dieser Vertragstyp wird häufig für Fach- und Führungskräfte genutzt, deren Aufgaben oder Qualifikationen eine überdurchschnittliche Vergütung rechtfertigen, die über den in Tarifverträgen festgelegten Maximalstufen liegt. AT-Verträge bieten somit die Möglichkeit, Gehalt, Arbeitszeiten und Zusatzleistungen flexibel zu gestalten, während sie sich dennoch an den Regelungen des zugrunde liegenden Tarifvertrags orientieren. Typischerweise kommt ein AT-Vertrag dann infrage, wenn die Position besonders hohe Verantwortung, spezielle Fachkenntnisse oder außergewöhnliche Anforderungen mit sich bringt.

Was ist ein Tarifvertrag?

Ein Tarifvertrag ist eine verbindliche Vereinbarung zwischen Arbeitgebern oder Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften, die die Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Arbeitnehmern regelt. Dazu gehören wesentliche Aspekte wie Löhne, Gehälter, Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch und weitere Arbeitsbedingungen. Tarifverträge bieten Arbeitnehmern Vorteile wie geregelte Gehaltsanpassungen, zusätzliche Urlaubs- und Freizeittage sowie einheitliche und transparente Arbeitsbedingungen. Durch diese kollektiv verhandelten Verträge erhalten Beschäftigte eine stärkere Absicherung und klar festgelegte Rechte, während Arbeitgeber auf klare Standards bei der Personalplanung zurückgreifen können.

Was ist ein außertariflicher Arbeitsvertrag (AT-Vertrag)?

Ein außertariflicher Arbeitsvertrag (AT-Vertrag) ist eine individuelle Vereinbarung zwischen einem Arbeitnehmer und einem Arbeitgeber, die außerhalb der tariflichen Regelungen liegt. Er kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die im Tarifvertrag festgelegten Gehaltsstufen nicht mehr auf die Position oder die Qualifikationen des Mitarbeiters zutreffen, beispielsweise bei Führungskräften oder Spezialisten. Der AT-Vertrag bietet flexible Möglichkeiten zur Gestaltung von Vergütung, Arbeitszeit und Zusatzleistungen, während er sich häufig an den allgemeinen Rahmenbedingungen des relevanten Tarifvertrags orientiert. Gleichzeitig kann ein AT-Vertrag für den Arbeitnehmer auch höhere Anforderungen und Verantwortlichkeiten mit sich bringen.

Wann ist ein AT-Vertrag sinnvoll?

Ein AT-Vertrag ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Arbeitnehmer Aufgaben und Verantwortung übernimmt, die über das hinausgehen, was im Tarifvertrag vorgesehen ist. Häufig betrifft dies Führungskräfte, Experten oder qualifizierte Fachkräfte, deren Gehaltsansprüche die tariflich geregelten Höchststufen überschreiten. Ein AT-Vertrag bietet in solchen Fällen die Möglichkeit, individuelle Vereinbarungen über Gehalt, Arbeitszeiten, Bonuszahlungen oder andere Zusatzleistungen zu treffen, die besser zur Position und den erwarteten Leistungen passen.

Ein weiterer Vorteil eines AT-Vertrags ist die Flexibilität. Während Tarifverträge oft starre Regelungen vorsehen, erlaubt ein AT-Vertrag, individuelle Vereinbarungen zu treffen, die spezifisch auf die Anforderungen und Erwartungen der Position zugeschnitten sind. Das kann etwa bedeuten, dass überdurchschnittliche Leistungen durch besondere Bonusregelungen honoriert werden oder dass Arbeitszeiten flexibel gestaltet werden können.

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Allerdings sollte gut abgewogen, ob ein AT-Vertrag den persönlichen Zielen und der beruflichen Situation entspricht. Obwohl ein höheres Gehalt oft verlockend ist, geht ein AT-Vertrag häufig mit erhöhten Erwartungen und einer größeren Arbeitsbelastung einher. Im Gegensatz zu tarifgebundenen Angestellten sind AT-Beschäftigte in der Regel von Tariferhöhungen ausgeschlossen, was langfristig eine finanzielle Planung erschweren kann. Auch der Ausgleich von Überstunden ist in AT-Verträgen oft weniger geregelt, was dazu führen kann, dass diese mit dem Gehalt abgegolten sind.

Vorteil von Tarifverträgen

Tarifverträge bieten sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber klare Vorteile. Sie regeln wesentliche Arbeitsbedingungen und schaffen dadurch Sicherheit und Verlässlichkeit. Für Arbeitnehmer garantieren Tarifverträge nicht nur geregelte Löhne, sondern auch einheitliche Arbeitszeiten, zusätzliche Urlaubsansprüche und eine verbesserte Planbarkeit ihrer beruflichen Zukunft. Arbeitgeber profitieren von standardisierten Vorgaben, die Verhandlungen vereinfachen und Transparenz im Unternehmen schaffen. Hier ist eine Übersicht über die Vorteile von Tarifverträgen:

VorteilBeschreibung
Geregelte Gehälter und LöhneTarifverträge legen verbindliche Mindestlöhne und Gehaltsstufen fest, die regelmäßig angepasst werden.
Verbindliche ArbeitszeitenDie wöchentliche Arbeitszeit sowie Überstundenregelungen sind klar definiert und bieten Schutz vor Überlastung.
Urlaubsanspruch und FreizeitTarifverträge sichern in der Regel mehr Urlaubstage als das gesetzliche Minimum und enthalten oft zusätzliche Freistellungen
PlanungssicherheitArbeitnehmer können sich auf verlässliche Arbeitsbedingungen und regelmäßige Gehaltsanpassungen verlassen.
Kollektive VerhandlungsstärkeDurch die Gewerkschaften haben Beschäftigte eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber den Arbeitgebern.
Schutz vor willkürlichen ÄnderungenÄnderungen der Arbeitsbedingungen sind nur durch erneute Verhandlungen möglich, was ein hohes Maß an Stabilität bietet.

Vor- und Nachteile eines AT-Vertrags

Ein außertariflicher Arbeitsvertrag (AT-Vertrag) bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten, geht jedoch auch mit Herausforderungen einher. Während diese Vertragsform vor allem für Fach- und Führungskräfte attraktiv ist, die über das tarifliche Gehalt hinaus vergütet werden sollen, gibt es einige wichtige Punkte zu beachten.

Vorteile eines AT-Vertrags

  • Höheres Gehalt möglich: Ein AT-Vertrag wird häufig dann angeboten, wenn die Aufgaben oder die Verantwortung des Mitarbeiters über die tariflichen Vorgaben hinausgehen. Dies ermöglicht eine deutlich höhere Vergütung, die nicht an die im Tarifvertrag festgelegten Grenzen gebunden ist.
  • Individuelle Vereinbarungen: Im AT-Vertrag können individuelle Regelungen getroffen werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Wünsche des Mitarbeiters abgestimmt sind. Das betrifft nicht nur das Gehalt, sondern auch Zusatzleistungen wie Boni, Dienstwagen oder Aktienoptionen.
  • Flexibilität bei Arbeitszeiten: Ein AT-Vertrag bietet oft größere Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeit. Abweichungen von tariflich geregelten Arbeitszeiten, wie etwa Gleitzeitmodelle oder Vertrauensarbeitszeit, sind hier leichter umsetzbar. 
  • Direkte Verhandlungen mit dem Arbeitgeber: Da die Vertragsbedingungen individuell ausgehandelt werden, hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, spezifische Vorteile oder Sonderregelungen direkt mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren, die in einem tariflichen Rahmen nicht möglich wären.
  • Attraktivität für Karriereentwicklung: Für Arbeitnehmer, die Führungspositionen anstreben oder ihre berufliche Laufbahn gezielt ausbauen möchten, bietet ein AT-Vertrag oft die nötige Flexibilität und den finanziellen Anreiz.
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Nachteile eines AT-Vertrags

  • Kein automatischer Anspruch auf Tariferhöhungen: Während tarifgebundene Mitarbeiter von regelmäßigen, im Tarifvertrag festgelegten Lohnerhöhungen profitieren, müssen Angestellte mit einem AT-Vertrag slche Anpassungen individuell verhandeln. Dies erfordert Verhandlungsgeschick und kann zu Unsicherheiten führen.
  • Überstunden oft mit dem Gehalt abgegolten: In vielen AT-Verträgen sind Überstunden pauschal mit dem Gehalt abgegolten. Dies bedeutet, dass Mehrarbeit nicht zusätzlich vergütet wird und keine zeitliche Begrenzung für den Arbeitsaufwand besteht.
  • Weniger rechtlicher Schutz: Tarifverträge bieten zahlreiche Schutzmechanismen, wie zum Beispiel festgelegte Kündigungsfristen, Urlaubsregelungen oder Absicherungen bei betrieblichen Veränderungen. Im AT-Vertrag müssen solche Punkte individuell geregelt werden, was u Nachteilen führen kann, wenn sie nicht ausreichend berücksichtigt werden.
  • Kein kollektiver Verhandlungsrahmen: Während tarifgebundene Mitarbeiter durch Gewerkschaften und Betriebsrätevertreten werden, ist der Angestellte mit einem AT-Vertrag in Verhandlungen auf sich allein gestellt. Dies kann zu einem Machtungleichgewicht führen, wenn es um Themen wie Gehaltserhöhungen oder Arbeitsbedingungen geht.
  • Höhere Anforderungen und Arbeitsbelastung: Ein AT-Vertrag geht oft mit gesteigerten Erwartungen an Leistung und Verfügbarkeit einher. Das bedeutet nicht nur mehr Verantwortung, sondern auch längere Arbeitszeiten und höhere Flexibilität in Bezug auf Arbeitsaufgaben, ohne dass dies zwingend durch zusätzliche Vergütungen ausgeglichen wird.
VorteilNachteil
Höheres Gehalt möglichKein automatischer Anspruch auf Tariferhöhungen
Individuelle Verhandlung von ZusatzleistungenÜberstunden oft mit dem Gehalt abgegolten
Flexibilität bei Arbeitszeiten und VergütungWeniger rechtlicher Schutz durch tarifliche Regelungen
Direkte Verhandlungen mit dem ArbeitgeberKein kollektiver Verhandlungsrahmen
Attraktivität für KarriereentwicklungHöhere Anforderungen und Arbeitsbelastung

Fazit

Ein AT-Vertrag kann für Arbeitnehmer eine attraktive Option sein, wenn sie bereit sind, individuelle Vereinbarungen zu treffen und eine höhere Verantwortung zu übernehmen. Die Möglichkeit, ein übertarifliches Gehalt und zusätzliche Leistungen auszuhandeln, bietet finanzielle Vorteile, erfordert aber auch mehr Eigeninitiative und Verhandlungsgeschick. Gleichzeitig sollten die fehlenden tariflichen Sicherheiten, wie automatische Gehaltsanpassungen und klare Regelungen zu Überstunden, nicht unterschätzt werden.

Letztlich ist ein AT-Vertrag dann sinnvoll, wenn die angebotenen Konditionen langfristig den persönlichen und beruflichen Zielen entsprechen. Eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile sowie eine klare Vorstellung über die eigenen Prioritäten sind entscheidend, bevor man sich auf ein solches Arbeitsverhältnis einlässt. Eine genaue Prüfung des Vertrags sowie eine Beratung können dabei helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Jan-Philipp Schreiber

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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