Nachdem die Bitte, einen kurzen Erfahrungsbericht zu schreiben, an mich herangetragen wurde, musste ich mich selbst erst einmal fragen, ob es so etwas wie den typischen Tag in meinem Berufsleben überhaupt gibt. Ich bin dann recht schnell zu dem Ergebnis gelangt, dass die Antwort „Nein“ ist. Dies ist sicherlich darin begründet, dass die Arbeiten für einen Clinical Research Associate (CRA) sehr vielfältig sind und je nach Studienphase stark variieren.
Die Hauptaufgabe ist sicherlich das eigentliche Monitoring – weil dies auch die längste Phase im Rahmen einer Studie ausmacht. Dennoch habe ich mich entschieden, hier einen Überblick über die verschiedenen Phasen einer klinischen Studie und ihren jeweiligen Anforderungen zu geben, denn jede Phase einer Studie birgt ihre ganz eigenen Herausforderungen. Es ist gerade diese Vielschichtigkeit, die diesen Beruf so interessant macht.
Häufig werde ich neben der laufenden Arbeit mit sogenannter Feasibility beauftragt. Dies kann entweder bedeuten, dass wir uns als Clinical Research Organistion (CRO) bei einem Pharmaunternehmen (Sponsor) um die Durchführung einer Studie bewerben oder aber schon mit der Durchführung beauftragt worden sind. Nun muss man klären, in welchen Ländern man die Studie am besten durchführen kann. Fragen wie: „Wo gibt es geeignete Prüfzentren? Wo existiert überhaupt die gesuchte Patientenpopulation?“ sind zu beantworten. In diesen Fällen informiert man sich über die entsprechende Indikation und versucht, aufgrund von Fachliteratur herauszufinden, wo in Deutschland die sogenannten ‚Key Opinion Leader‘ in der entsprechenden Indikation sind. Mit diesen Prüfzentren tritt der Clinical Research Associate in Kontakt und versucht, eine repräsentative Meinung zur Durchführbarkeit dieser Studie einzuholen.
Die Zusammenfassung der recherchierten Daten gibt man anschließend an die Projektleitung weiter. Diese Daten leisten oft einen wichtigen Beitrag dazu, einen Sponsor davon zu überzeugen, dass unser Unternehmen mit dem bestehenden Netzwerk in der Lage ist, die jeweilige Studie durchzuführen.
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als CRA beträgt 41.436 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 39.248 € bis 56.028 € .
Diese Aufgaben treten ein, wenn der Clinical Research Associate (CRA) mit der Durchführung einer Studie schon beauftragt wurde. Nun kontaktieren wir Zentren (z. B. aus der Feasibility) und versuchen sie für eine Teilnahme an der Studie zu begeistern. Gleichzeitig versucht man bereits zu klären, ob interessierte Zentren die von Studie zu Studie variierenden Anforderungen erfüllen können.
Dies ist das Ziel und diese Verantwortung liegt zu einem Großteil bei den CRAs. Wirklich die besten Zentren zu finden, die einer Studie zum Erfolg verhelfen, ist also eine der Kernaufgaben. Nachdem die Vorauswahl getroffen wurde, entscheidet der Sponsor, an welchen Zentren ein Pre-Study-Visit (PSV) durchgeführt werden soll.
Bislang war die beschriebene Arbeit eher ‚Schreibtischarbeit‘ – jetzt geht es für den Clinical Research Associate wieder auf Reisen! Ein PSV ist dabei eine Mischung aus gegenseitigem Kennenlernen, einer kurzen Vorstellung des Studienprotokolls und dessen besonderer Anforderungen und der Überprüfung des Zentrums auf Einhaltung der Anforderungen. Im Anschluss muss man einen kurzen Bericht schreiben, schon geht es auf zum nächsten Zentrum. Anhand dieser Berichte entscheidet der Sponsor zusammen mit dem Projektmanagement, an welchen Zentren die Studie letztendlich durchgeführt werden soll und mit welchen Zentren ich demnächst zusammenarbeiten werde.
Jede Studie muss vor Durchführung bei den zuständigen Behörden eingereicht und von diesen genehmigt werden. Wie man sich vorstellen kann, bedeutet dies jede Menge Papierarbeit – Behörden halt! Bei uns arbeiten in dieser Phase die CRAs sehr eng mit den CTAs (Clinical Trial Assistent) und den LRAs (Local Regulatory Affairs) zusammen. Eine der Hauptaufgaben der Clinical Research Associates ist hierbei die Einholung essenzieller Dokumente von den Prüfzentren und Ärzten*. Hat man alle erforderlichen Dokumente zusammen, erfolgt die Einreichung, gefolgt von dem Warten auf Genehmigung. Dies ist gleichbedeutend mit einer kurzen Verschnaufpause für die Clinical Research Associates – aber nur kurz! Und meistens nicht mal das, da man im Normalfall immer mehr als eine Studie gleichzeitig betreut und die andere Studie natürlich ganz normal weiterläuft. Hier ist also Organisationstalent und gutes Zeitmanagement gefragt.
Noch während des Wartens auf die Genehmigung der Behörden finden in der Regel schon die ersten Site-Initiation-Visits (SIV) statt. Die Zentren, die nach den Pre-Study-Visits ausgewählt wurden, werden initiiert. Aus meiner Erfahrung ist dies der wichtigste Besuch am Zentrum im Verlauf einer Studie. Das Studienprotokoll und die Case Report Form (CRF) werden bis ins kleinste Detail durchgesprochen. Und hier ist der CRA der Experte!
Aus meiner Sicht besteht eine der größten Herausforderungen darin, die Aufgaben deutlich zu erklären. Der Clinical Research Associates (CRA) muss entscheiden, was das Wichtigste ist und wie er die Aufmerksamkeit des ‚Publikums‘ (Prüfärzte*, Studienkoordinatoren*, Study Nurses) aufrechterhalten kann. Hier sind also gute Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten gefragt. Ich finde den SIV nicht nur den wichtigsten, sondern auch den spannendsten Besuch an einem Zentrum. Es gibt interessante fachliche Diskussionen und oft kommen auch Fragen auf, die man bislang noch nicht bedacht hatte. In dieser Phase der Studie steht der CRA in besonders engem Kontakt zum Projektmanager* und auch zum Sponsor, die er über eventuelle Schwierigkeiten und Herausforderungen informiert.
Wie nach jedem Besuch steht nun auch das Berichteschreiben an. Dabei geht es darum, dem Leser (Lead Clinical Research Associate, Projektmanager*, Sponsor) zu vermitteln, was tatsächlich ‚onsite‘ passiert ist: Welche Fragen wurden gestellt? Hatte das Zentrum irgendwelche Bedenken? Was hat man im Speziellen diskutiert? Sind die SIVs erledigt und liegen die Genehmigungen der Behörden vor (nicht nur für die Studie selbst, sondern für jedes einzelne Zentrum und jeden Prüfarzt*), wird die Prüfmedikation an die Zentren geliefert und damit kann die eigentliche Studie beginnen!
Die Zentren rekrutieren nun Patienten*, welchen den definierten Voraussetzungen für die Studie entsprechen. Der Clinical Research Associate (CRA) schaut in regelmäßigen Abständen (4 Wochen bis 3 Monate) nach dem Rechten. Im Klartext heißt das: Haben die Patienten* schriftlich in die Teilnahme an der Studie eingewilligt? Erfüllen sie die Ein- und Ausschlusskriterien? Hat der Prüfarzt* sich an das Protokoll gehalten? Ist der CRF ordnungsgemäß ausgefüllt? Wurden alle Untersuchungen wie verlangt durchgeführt? Ist dies auch alles in den Patientenakten dokumentiert? Mitunter ist es schwierig, unerfahrene Zentren von der Notwendigkeit der doppelten ‚Buchhaltung‘ nach ICH-GCP zu überzeugen.
Ich persönlich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Ärzte* es gar nicht gutheißen, wenn ein CRA ihnen in ihrer Praxis versucht zu erklären, was sie zu tun haben. Spätestens seitdem ist mir klar, dass Diplomatie eine sehr wichtige Anforderung an einen Monitor ist. Die Kunst besteht darin, die Balance zwischen Motivation der Ärzte* und Erfüllung der Anforderungen zu finden.
Als Rätselfan mag ich die Arbeit ‚on-site‘ beim Monitorieren besonders: Ist das Kreuz im CRF wirklich an der richtigen Stelle? Bei komplexen Studien gleicht ein CRF oft einem Logical. Und oft kennen nur der CTA und das Datenmanagement die Lösung des Rätsels. Dann gilt es wieder, das Zentrum in die Geheimnisse einzuweihen und darauf zu vertrauen, dass sie es sich auch bis zum nächsten Patienten* merken! Obwohl ein Großteil der Arbeit die Überprüfung der Zentren ausmacht, gilt das Hauptaugenmerk immer der Sicherheit der Patienten*.
Wo gibt es aktuell die meisten CRA Jobs?
Es ist zwar nicht vergleichbar mit der Arbeit z. B. eines Chirurgen* am OP-Tisch, aber dennoch hat man als Clinical Research Associate eine große Verantwortung. Schließlich geht es hier um die Erprobung neuer Medikamente – mit allen Risiken und Nebenwirkungen! Und in diesem Fall heißt es nicht ‚Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker‘, sondern ‚Bitte kontaktieren Sie Ihren Monitor‘!
In der klinischen Forschung gibt es einige Berufsbilder, die sich als Freelancerpositionen eignen. So sind einige klinische Monitore, Clinical Research Associates oder auch Qualitätsmanager* selbstständig. Wer seine Arbeit also gerne selber verwaltet, dem steht in der klinischen Forschung der Weg in die Selbstständigkeit offen. Einige Konzerne und Dienstleister setzten auf Freelancer und bieten ihnen Schulungen an. Dadurch können sich Freelancer kontinuierlich weiterentwickeln und ihre Auftragslage sichern. Da viele Pharmaunternehmen oftmals so viele Aufträge haben, dass sie allein das gesamte Auftragsbuch eines einzigen Freelancers füllen können, können diese sich innerhalb kurzer Zeit ein hohes Maß an Fachwissen und Berufserfahrung aneignen. Somit sind auch Folgeaufträge anderer Unternehmen leichter zu ergattern und die Angst vor der Selbstständigkeit ist eher unbegründet.