Mein beruflicher Werdegang wirkt für viele vielleicht unorthodox, da ich erst nach einem abgeschlossenen BWL-Studium begonnen habe, Medizin zu studieren. Auf diese Weise war für mich bereits bei Studienbeginn ein Quereinstieg gegeben, der mich von der Organisations- und Personalentwicklung, in die Medizin führte. Was meine spätere Arbeit als Mediziner angeht, war für mich klar, dass ich einen Schwerpunkt legen möchte. Ich wollte das klassische Feld der Arzt-Patienten-Beziehung um die Personal- und Arbeitsorganisation erweitern, um so als Betriebsarzt mehr in den Unternehmen und damit der Gesellschaft bewirken zu können; quasi ein Gesundheitsexperte in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Mitarbeitern.
Inhalt
In Bezug auf die Weiterbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin empfand ich es als besonders wichtig, eine breite klinische Weiterbildung zu haben; und das würde ich so auch jedem empfehlen. Man erlernt, mit Notfällen umzugehen, vertieft die Arzt-Patienten-Kommunikation und erweitert sein medizinisches Fachwissen. Die Jahre in einer Klinik sind also eine wertvolle Grundlage für einen Job in der Arbeitsmedizin als Betriebsarzt. Denn erst die Erfahrung in klassischen Bereichen, wie der Inneren Medizin, Chirurgie oder der Allgemeinmedizin, ermöglicht es, verschiedene Ausprägungen von Gesundheit und Krankheit zu erkennen und deuten zu lernen. Deshalb bin ich auch neben meinem Job weiterhin in der Notfallmedizin tätig.
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als Betriebsarzt beträgt 73.300 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 70.000 € bis 80.532 € .
Der Arbeitsalltag eines Betriebsarztes* kann sich je nach ausgeschriebener Stelle sehr unterschiedlich gestalten. Es ist vor allem davon abhängig, ob der Betriebsarzt* als Werksarzt* oder im überbetrieblichen Dienst angestellt ist. In meinem Fall arbeite ich als Letzterer, wodurch meine Arbeitstage durch viel Abwechslung bestimmt sind. Zum einen gibt es Zentrumstage, an denen beispielsweise Eignungsuntersuchungen durchgeführt werden. Der Ablauf in meinem Job ist derselbe wie in einer normalen Praxis, nur dass nach arbeitsmedizinischen Kriterien untersucht werden.
Zum anderen gibt es Tage, an denen direkt im Unternehmen vor Ort gearbeitet wird. Die Ergonomie, die Arbeitsplatzsicherheit, aber auch das betriebliche Gesundheitsmanagement werden in meinem Job überprüft. Zudem kommen die Sitzungen im jeweiligen Arbeitsschutzausschuss dazu. Dort wird mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit, dem Personalvertreter* und dem Unternehmensvertreter* zusammen gearbeitet, um die Gesundheitsquote im Unternehmen zu erhöhen. Dieser Ausschuss findet viermal jährlich statt. Das Spannende an der Arbeit als Arbeitsmediziner* im überbetrieblichen Dienst ist der Einblick in verschiedene Unternehmen und Branchen. Genau das ist es, was die Arbeit so abwechslungsreich und meinen Beruf so interessant macht.
Der Werksarzt hingegen ist stationär im Unternehmen angestellt, somit fallen Reisen zwischen den Unternehmen weg. Dafür entwickeln Werksärzte* in der jeweiligen Branche des Unternehmens Fachkenntnisse und können sich in ihren Job mit ihren Aufgaben auf ein Unternehmen konzentrieren.
Herausforderungen bietet der Beruf als Betriebsarzt* und die Stelle als Arbeitsmediziner* reichlich. Mit den Unternehmen plant und entwickelt der Arbeitsmediziner* Gesundheitsaktionen und setzt diese um. Er ermöglicht, dass chronisch erkrankte Mitarbeiter*, durch Gestaltung der Arbeitsplätze, arbeitsfähig und produktiv im Arbeitsleben bleiben. Dieses Wirken geht über den Arbeitsplatz hinaus und kann das Leben des Mitarbeiters* auch im Privaten positiv beeinflussen.
Auch die Kommunikation ist eine besondere Herausforderung. Die Strukturen der Unternehmen sind häufig anders als die von Kliniken. Es herrscht eine andere Dynamik, eine andere Art des Umgangs. Die Herausforderung liegt darin, in seiner eigenen Sprache fachfremden Menschen Inhalte vermitteln und sich auf Augenhöhe verständigen zu können. Denn letztendlich entscheidet der Umgang mit den Mitarbeitern* über den eigenen Erfolg. Gleiches gilt auch für die Ausbildung. Wenn ich selber in Bereichen wie Ökonomie, Chemie oder Fahrzeugtechnik gearbeitet habe, fällt mir die Kommunikation in entsprechenden Betrieben deutlich leichter.
Im Vergleich zu Kliniken hat die Arbeitsmedizin auch den Vorteil, dass der Job geplanter gestaltet werden kann. Teilzeittätigkeiten sind möglich, wodurch der Beruf familienfreundlicher ist. Andererseits sind auch internationale Einsätze möglich. Ich selber habe in China studiert und später dort ein Jahr in einer gesundheitsberatenden Tätigkeit für ein deutsches Unternehmen gearbeitet. Auf solche Weise können eben Arbeitsmediziner eine Wirkung erreichen, die Haus- und Klinikärzte* oft in dieser Form nicht haben können.