Wirtschaftskrise, demografischer Wandel, Kollaps des Gesundheitssystems? Egal wie diese heftig diskutierten Themen uns in Zukunft konkret berühren werden, unsere Gesellschaft wird nicht aufhören, neue und bessere Möglichkeiten zur Linderung und Heilung von Krankheiten nachzufragen. Darauf basierend wird die personalisierte Medizin umso relevanter.
Genau aus diesem Grund ist die biopharmazeutisch orientierte Biotechnologie- und die Pharmaindustrie jetzt und auch in der Zukunft gefordert, sich mit der Erforschung und der Entwicklung neuer Medikamente zu beschäftigen. Und genau darum ist dies eine der zukunftssichersten Branchen überhaupt – mit sehr vielfältigen Betätigungsfeldern.
Inhalt
Seit gut 30 Jahren wird die etablierte pharmazeutische Industrie mit den teilweise unerwarteten Erfolgen von biotechnologischen Errungenschaften konfrontiert, die aus den Erkenntnissen der (Human-) Genomforschung zu ersten innovativen Medikamenten führten. In der ersten Phase haben sich Biotechnologie-Unternehmen vor allem darauf konzentriert, Stoffe herzustellen, die in unserem Organismus zwar prinzipiell vorhanden sind, jedoch im Krankheitsfall nicht bzw. nicht in ausreichender Menge. Typische Beispiele dieser ersten Generation von Medikamenten sind Insulin, Hemmstoffe der Blutgerinnung, Wachstumsfaktoren und immunstimulierende Interferone. Bereits diese Wirkstoffe haben hohe Milliardenumsätze generiert und Firmenriesen wie Genentech oder Amgen entstehen lassen. Von einem ebenso unerwartet großen Erfolg gekrönt ist ein weiteres therapeutisches Konzept: das der gentechnisch hergestellten monoklonalen Antikörper.
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als Biotechnologe beträgt 54.081 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 45.680 € bis 62.957 € .
Therapeutika weisen jedoch häufig eine äußerst heterogene Wirkungsrate auf, die sich in der Schwankungsbreite zwischen 15 und 80 Prozent bewegt. Die Medikamente wirken folglich bei einem Patienten* gut, bei einem anderen zeigen sie aber keine oder nur unerwünschte Wirkungen. Grund dafür sind molekularbiologische Unterschiede, die auch innerhalb einer Erkrankung auftreten.
Viele Branchenexperten – und auch die Zulassungsbehörden – setzen daher auf eine Kombination von Diagnose und Therapie mit sogenannten Companion Diagnostics. So sollen die innovativen Therapeutika nur denjenigen Patienten* verabreicht werden, die aufgrund einer vorhergehenden Diagnose mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Therapeutikum ansprechen werden. Die individuellen Unterschiede der Patienten* werden also bei der Therapieauswahl noch stärker berücksichtigt.
Eines der bekanntesten Beispiele für den Erfolg des Konzeptes der personalisierten Medizin ist das Medikament Herceptin®. Es handelt sich dabei um einen Antikörper, der ausschließlich an den humanen epidermalen Wachstumsfaktoren-Rezeptor (HER2-Rezeptor) bindet. Dieser ist auf der Oberfläche von Brustkrebszellen vermehrt vorhanden. So kann Herceptin das Wachstum von Brustkrebszellen unterdrücken. Nur etwa jede dritte bis vierte Brustkrebspatientin zeigt jedoch eine solche Überexpression der HER2-Rezeptoren und profitiert deshalb von einer Therapie mit Herceptin.
Das besondere Kennzeichen der personalisierten Medizin – die man auch einfacher als „molekulare Medizin“ bezeichnen kann – liegt vor allem darin, dass hier die Erkenntnisse aus der Molekularbiologie, aus den Gebieten Genomics, Proteomics, Transcriptomics und Metabolomics mit einer daraus resultierenden Diagnostik verknüpft werden und damit die Ausgangsbasis für eine zielgerichtete Therapie bilden.
Die personalisierte Medizin bedient sich dabei der sogenannten Biomarker (im oberen Beispiel die Expressionsrate des HER2- Rezeptor), mit deren Hilfe genau diejenigen Patienten identifiziert werden, die eine sehr große Chance haben, auf eine bestimmte Therapie anzusprechen.
Die Bundesregierung hat in ihrer „Hightech-Strategie“ und dem dazugehörigen „Spitzencluster-Wettbewerb“ erstmals regionale Konzepte im Bereich der „personalisierten Medizin“ gefördert. Das Anfang 2010 ausgezeichnete Konzept aus dem Großraum München (Münchner Biotech Cluster – m4) verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Die Personalisierung (oder genauer „Stratifizierung“, also die Charakterisierung von Patienten-Subgruppen) soll in die lokale Medikamentenentwicklung implementiert werden.
Dabei geht es um die enge Verzahnung der Münchner Gewebe- und Serumbanken für die Biomarkeridentifizierung mit einem zentralen klinischen Studienzentrum und den molekularbiologischen Technologieplattformen sowie der molekularen Bildgebung der exzellenten wissenschaftlichen Einrichtungen und Biotechnologie-Firmen. Ähnliche Bestrebungen gibt es am Standort Heidelberg sowie Mainz/ Frankfurt – und vor allem international geht die Entwicklung sehr stark in diese Richtung.
Mit der „omics“-basierten Medizin in Verbindung mit den Möglichkeiten der Digitalisierung und der Nutzung von Big Data in Diagnostik und Therapie öffnet sich das Arbeitsgebiet noch mehr als heute der Hightech-Molekularbiologie. Auch in der Medikamentenentwicklung und -zulassung ergeben sich neue und ergänzende Anforderungen an die Qualifikation.
An den vielen verschiedenen Phasen der vollständigen Wertschöpfung von der Idee aus einem akademischen Institut bis hin zur erfolgreichen Produktentwicklung und Marktzulassung gibt es eine Fülle von anspruchsvollen und attraktiven Tätigkeiten – in den Biotech Firmen, bei Pharma oder aber auch den vielen Bereichen der Service- und Beratungsanbieter oder der Zulassungsbehörden.
Deutschland ist in diesem Sektor an vielen Universitäts(klinik)-Standorten sehr gut wissenschaftlich aufgestellt. In einigen Regionen hat sich zudem ein erfolgreiches Ökosystem aus Wissenschaft und Start-ups gebildet, in dem der Anwendung der Forschungserkenntnis und Weiterentwicklung zu einer echten Innovation ein großes Augenmerk geschenkt wird. Im Großraum München findest du eine Vielzahl von international renommierten Forschungsinstituten, die sich auch der personalisierten Medizin widmen. Beispiele sind die Ludwig-Maximilians-Universität, die Technische Universität München, das Helmholtz Zentrum München, das Max-Planck-Institut für Biochemie, um nur einige zu nennen. Der Münchner Biotechnologie Cluster mit 270 Firmen im Bereich Biotech- und Pharma ist auf die Entwicklung von innovativen Therapeutika und Diagnostika fokussiert – natürlich spielt auch in den Unternehmen personalisierte Medizin eine große Rolle. Besuche unsere Webseite und erfahre mehr über die Biotechnologiebranche in München und Bayern und nutze unsere lokale Stellenbörse, um deinen nächsten Karriereschritt zu beginnen.
Wo gibt es aktuell die meisten Biotechnologe Jobs?
Dr. Georg Kääb, BioM
Weitere Informationen: www.bio-m.org