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Patentanwalt Berufsbild – Aufgaben und Studium

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 5 Min.
Aktualisiert am: 02.10.2024

Patentanwälte melden Patente für neue Produkte bei den Behörden an, um sie vor Nachahmungen zu schützen. Obwohl die Berufsbeschreibung zunächst juristisch klingt, steht der Weg zum Patentanwalt nur Naturwissenschaftlern und Ingenieuren offen, denn man muss ein entsprechendes Fachstudium nachweisen, um für die Zusatzausbildung zum Patentanwalt zugelassen zu werden. Im Rahmen der Ausbildung zum Patentanwalt erwirbt man das rechtliche Fachwissen, nicht umgekehrt.

Fachwissen und Patent

Ein Patent ist der rechtliche Schutz, den ein Erfinder nach der Anmeldung seiner Erfindung beim Patentamt für ihre wirtschaftliche Verwertung erhält. Patentiert werden z. B. technische, computerimplementierte, pharmazeutische oder bio- bzw. chemietechnologische Erfindungen.

Der Patentschutz ist räumlich und zeitlich begrenzt: Nach der maximalen Schutzdauer von 20 Jahren ist das gewerbliche Schutzrecht ausgelaufen. Die Erfindung darf dann auch von Dritten genutzt werden.

Ein Patentanwalt kann seinen Mandanten von einer allgemeinen Vorabberatung über die Schaffung, Aufrechterhaltung, und Durchsetzung eines Patents bis hin zur Verteidigung gegenüber Mitbewerbern und schließlich bis zum Ablauf des Schutzrechtes begleiten. Speziell für High-Tech-Unternehmen ist der Patentanwalt wichtig, um Innovationen zu schützen. Die Patentanwälte übernehmen die Korrespondenz mit den Patentämtern und behalten die Antragsfristen im Auge. Eine zentrale Aufgabe des Patentanwalts liegt in der Ausarbeitung von Patentanmeldungen. Er führt für seine Mandanten Recherchen über bestehende Patente im Vorfeld einer Anmeldung durch, arbeitet die Anmeldungsunterlagen aus und begleitet das Anmelde- und Prüfungsverfahren vor dem Deutschen Patent- und Markenamt, dem Bundespatentgericht und anderen relevanten Stellen.

Beratung

Der Patentanwalt beurteilt, was rechtlich schützbar ist. Er weiß genau, wie man den Patentantrag formulieren kann, um keine Lücken im Patentschutz zu lassen, die später von der Konkurrenz genutzt werden könnten. Die juristische Patent-Sprache ist eine Wissenschaft für sich und für Laien nur schwer verständlich. Der Patentanwalt berät seinen Mandanten kompetent, um das passende Patent anzumelden.

Inwiefern sind z. B. neu gezüchtete Pflanzensorten schützbar. Manchmal patentiert man auch eine bestimmte Molekülstruktur, wodurch man z.B. im Pharma-Bereich ganze Marktsegmente sichern kann. Wenn sich ein anderes Unternehmen das Patent sichert, kann das Milliardenverluste bedeuten. Deshalb versucht man, alle möglichen Varianten des Produkts mitzusichern, manchmal geht es dabei um Detailfragen wie eine einzige Formulierung.

Marktrecherche

Auch die Wettbewerbsbeobachtung gehört zu den Aufgaben des Patentanwalts. Aus den Informationen, welche Patente die Mitbewerber anmelden, können sich wichtige Hinweise ergeben, woran die Mitbewerber arbeiten. Patente können angefochten werden, wenn nachweisbar ist, dass sie dem „Stand der Technik“ entsprechen, also bereits veröffentlicht wurden.

Möglicherweise finden sich auch Lücken in der Patentanmeldung, die man durch ein eigenes Patent schließen kann. Bei einer Patentverletzung durch einen Mitbewerber prüft der Patentanwalt, ob tatsächlich ein gesetzeswidriges Verhalten vorliegt und vertritt die Ansprüche seines Mandanten vor Gericht. Oft arbeiten Patentanwälte international, wenn ein landesweiter Patentschutz im High-Tech-Bereich nicht ausreicht. Neben hervorragenden Englischkenntnissen benötigt der Patentanwalt natürlich auch eine gute Kenntnis des Patentwesens in dem jeweiligen Land.

Wo arbeiten Patentanwälte?

Patentanwälte können freiberuflich Mandanten beraten und vor dem Patentgericht vertreten. Andere Patentanwälte sind in einem Unternehmen oder bei einer Kanzlei fest angestellt. Eine dritte Möglichkeit ist es, sich mit anderen Anwälten zu einer Kanzlei zusammenzuschließen. Wichtige Branchen, in denen Patentanwälte gebraucht werden, sind u.a. die Pharmaindustrie, die Biotechbranche, die Automobilindustrie und die Elektroindustrie sowie alle weiteren High-Tech-Branchen.

Der Weg zum Patentanwalt

 

Wer sich für eine Berufstätigkeit als Patentanwalt entscheidet, kann mit sehr guten Verdienstmöglichkeiten rechnen. Der Weg dahin ist allerdings lang.

Neben einem abgeschlossenen Hochschulstudium in einem naturwissenschaftlichen oder technischen Fach wird mindestens ein Jahr Berufserfahrung vorausgesetzt, um für die Ausbildung zum Deutschen Patentanwalt zugelassen zu werden. Diese kann man neben der industriellen Berufserfahrung auch über Praktika oder eine Promotion nachweisen. Hat man diese Hürde genommen, folgen 34 Monate als „Kandidat“, in denen man das juristische Know-How eines Patentanwalts erwirbt.

Zunächst lernt man 26 Monate bei einem Patentanwalt oder einem in der Industrie tätigen Patentassessor. Parallel dazu muss man ein zweijähriges Fernstudium an der Fernuni Hagen absolvieren („Recht für Patentanwältinnen und Patentanwälte“) oder an einer rechtswissenschaftlichen Fakultät das 1. juristische Staatsexamen ablegen, so dass man Theorie und Praxis parallel erlernt. Zu guter Letzt absolviert man ein „Amtsjahr“, welches allerdings, anders als der Name vermuten lässt, nur acht Monate dauert. Dabei erhält man vor Ort Einblick in verschiedene Tätigkeiten am Deutschen Patent- und Markenamt, wo man zwei Monate bleibt, und am Bundespatentgericht, an dem man sechs Monate lernt, Schriften zu verfassen, welche die Urteile vorbereiten.

Am Ende der Ausbildung steht die Patentanwaltsprüfung, deren erfolgreiches Bestehen es ermöglicht, eine Zulassung als Patentanwalt zu beantragen. Dieses Staatsexamen setzt sich aus zwei schriftlichen und einer mündlichen Prüfung zusammen. Für eine Zulassung als Vertreter vor dem europäischen Patentamt – Patent Attorney, muss man neben seinem Studium drei Jahre relevante Berufserfahrung nachweisen und eine weitere Prüfung bestehen.

Perspektiven für Patentanwälte

Die Tätigkeit eines Patentanwalts ist anspruchsvoll, die Ausbildung ist langwierig und man arbeitet in der Regel sehr viel, aber es lohnt sich: Als Patentanwalt hat man ein vielfältiges Aufgabengebiet und erhält bei sehr guter Bezahlung Einblick in viele Forschungsfelder. Ein geübtes Auge kann anhand der Patentanmeldungen vieler Firmen erahnen, welche Produkte in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden. Man ist also immer ganz nah am Puls der Zeit.

Erfolgsfaktoren für Patentanwälte

  • Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen
  • Sehr gutes Sprachgefühl und Sprachverständnis, insbesondere für juristisch-technische Fachtexte
  • Akribische Arbeitsweise
  • Naturwissenschaftliches oder technisches Hochschulstudium
  • Betriebswirtschaftliches Verständnis
  • Exzellente Englischkenntnisse
  • Weitsicht und gutes Vorstellungsvermögen
  • Gutes Zeitmanagement
Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
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