Ratgeber Karriereperspektiven Berufseinstieg als Wissenschaftler
Medizintechnologin führt präzise Pipettierarbeiten in einem Laborexperiment durch.

Praktikum – Praxiserfahrung während des Studiums

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Lesedauer: 5 Min.
Aktualisiert am: 10.06.2024

Wer keine akademische Laufbahn plant, sollte sich bereits vor dem Studienabschluss mit der praktischen Arbeit außerhalb der Universität vertraut machen. Dies dient dazu, sich besser zu orientieren, welchen Beruf man später anstreben möchte. Ein freiwilliges Praktikum ist eine ideale Möglichkeit, über den Tellerrand des Studiums hinauszuschauen, Praxisluft zu schnuppern und erste Kontakte in die Berufswelt zu knüpfen.

Zudem erleichtert die praktische Erfahrung eines Praktikums später die Stellensuche. Möchtest du, wie viele Wissenschaftler*, eine Laufbahn in der Forschung einschlagen, ist es sicherlich sinnvoll, einen Praktikumsplatz zu suchen, der fachspezifisch ist und die Themenkomplexe des Studiums aufgreift. In den Naturwissenschaften ist dies jedoch besonders schwierig, da eine produktive Mitarbeit in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung meist erst in höheren Semestern erfolgen kann.

Außerdem sind Praktikumsplätze in diesen Bereichen rar und begehrt. Wer eine praktische Forschungstätigkeit ausüben möchte, sollte sich daher frühzeitig um einen Praktikumsplatz bemühen. Es lohnt sich aber auch, sich anderweitig umzuschauen. Gerade Naturwissenschaftler* mit ihrer stark labor- und forschungsorientierten Sichtweise können versuchen, andere Geschäftsbereiche auszukundschaften.

Wie funktioniert der Vertrieb von erklärungsbedürftigen Investitionsgütern, z. B. Laborgeräten oder Pharmaka? Wie läuft die Produktion von Chemikalien ab? Wie kauft man Rohstoffe zur Weiterverarbeitung im Einkauf? Was ist der Sinn einer Patentabteilung? Was macht eine Marketingabteilung? Praktika in diesen Bereichen ermöglichen es, wichtige fachübergreifende Qualifikationen und Erfahrungen zu sammeln, die oft im Studium nicht vermittelt werden.

Planung des Praktikums: Wann und wie lange?

Ein Praktikum ins Studium zu integrieren, wird gerade im Zuge der straff durchstrukturierten Bachelor- und Masterstudiengänge immer schwieriger. Man sollte sich daher rechtzeitig informieren, wann welche Prüfungen und Pflichtveranstaltungen im Studium anstehen und die Zeit für ein Praktikum sorgfältig planen.

Wer vorher weiß, dass man während der Praktikumszeit Pflichtveranstaltungen in der Uni besuchen muss, kann das bereits im Vorstellungsgespräch erwähnen und versuchen, für diese Zeit Urlaub zu bekommen. Nach Möglichkeit sollte man ein Praktikum als durchgehenden zeitlichen Block absolvieren, um die Abläufe in der Abteilung vollständig mitzubekommen und zu verstehen.

Ein Teilzeit-Praktikum während des Semesters ist grundsätzlich möglich, könnte aber dazu führen, dass eigene Projekte während des Praktikums durch seltene oder kurze Anwesenheit erschwert werden. Unter Umständen sollten Studierende darüber nachdenken, ein Semester mehr einzuplanen, um Zeit für ein Praktikum zu schaffen.

Ein Praktikum, das zur generellen Berufsorientierung gedacht ist, sollte man spätestens zwei Semester vor dem Abschluss absolvieren. Die Länge eines Praktikums hängt von der individuellen Zielsetzung ab. Für ein einfaches „Reinschnuppern“ in einen Betrieb genügen zwei Wochen. Möchte man jedoch Kompetenzen erwerben und verstehen, wie eine Abteilung oder gar ein Unternehmensbereich funktioniert, ist dies kaum unterhalb von vier bis sechs Wochen zu schaffen.

Oftmals ist auch eine längere Einarbeitungszeit erforderlich: Sicherheitsbestimmungen, Sicherheitskurse und Laborrichtlinien müssen berücksichtigt werden, bevor man eine wissenschaftlich-technische Arbeit im industriellen Umfeld aufnehmen kann. Besteht die Möglichkeit, als Praktikant* im Betrieb eigene Projekte zu gestalten, wird dies erst im Rahmen einiger Monate Arbeitszeit möglich sein.

Top-Unternehmen für Praktikum

Schön Klinik
BioNTech
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
jobvector
Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung

Dauer des Praktikums

Für einen guten Einblick in einen Arbeitsbereich reichen normalerweise drei Monate. Längere Praktika sind dann sinnvoll, wenn der eigene Arbeitsbereich ständig erweitert wird, oder wenn die Studienordnung ein längeres Praktikum vorschreibt. Auslandspraktika sollten dagegen mindestens einen Umfang von sechs Monaten haben, um als „echte“ Auslandserfahrung zu gelten. Hier sollte man zudem frühzeitig mit der Planung und Vorbereitung beginnen.

In einem guten Praktikum erhält der Praktikant* realistische und umfassende Einblicke in die Arbeit, die die Erweiterung der Kompetenzen ermöglichen. Er soll jedoch keine reguläre Arbeitsstelle ersetzen. Die vorgegebenen Arbeitszeiten sollte ein Praktikant* möglichst einhalten können und er sollte keine regelmäßigen Überstunden machen müssen.

Die Finanzierung ist zu sichern, Praktikumsplatz und Unterkunft müssen gefunden werden, Flüge gebucht und unter Umständen Visa beantragt werden. Insbesondere bei Praktika in den USA sollte zudem viel Zeit für sicherheitsrelevante Vorbereitungen eingeplant werden. Wer den organisatorischen Aufwand scheut, kann sein Auslandspraktikum grundsätzlich auch von einer darauf spezialisierten Agentur vermitteln lassen, was aber teils mit hohen Kosten verbunden sein kann.

Dauert das Praktikum länger als wenige Wochen, sollte es zudem vergütet sein. Ist ein geeigneter Praktikumsplatz gefunden, gilt es, das Praktikum zu einem vollen Erfolg zu machen.

Damit dies gelingt, solltest du dir im Vorhinein überlegen, was du vom Praktikum erwartest, um auf dein Ziel hinarbeiten zu können. Gleichzeitig solltest du offen für Neues sein und dich auch auf Aufgaben einlassen, die ungewohnt oder unerwartet sind. Gerade wer das Unternehmen als späteren Arbeitgeber in Betracht zieht, sollte beweisen, dass er engagiert, lernwillig und offen für neue Herausforderungen ist. Feedback, Kritik und Ratschläge der Vorgesetzten und Mitarbeiter* sollte man reflektieren und beherzigen, um sich und die eigene Arbeit ständig zu verbessern.

Umgekehrt kann ein Praktikant* auch dem Arbeitgeber Feedback geben, ob er zufrieden ist und was er gerne noch lernen möchte. Selbstverständlich solltest du stets freundlich und hilfsbereit sein. Wenn es die Zeit erlaubt, kann man sich nach neuen Aufgaben erkundigen.

Alternative zum Praktikum

Gelingt es nicht, ein Praktikum in das Studium zu integrieren, gibt es durchaus bedenkenswerte Alternativen. So kann man zum Beispiel auch als studentische Aushilfe oder Werksstudent* wertvolle Praxiserfahrung sammeln und Kontakte knüpfen. Derjenige, der im Praktikum feststellt, dass ihm der vermeintliche Traumjob doch nicht liegt, sollte sich nicht entmutigen lassen. Er hat nämlich eine wichtige Erfahrung gemacht und vor dem Ende des Studiums besteht noch die Möglichkeit, sich neu zu orientieren.

Tipps

  • Nutze Praktika, um deinen Erfahrungsschatz außerhalb des Studiums oder der Ausbildung aufzubauen
  • Plane dein Praktikum, insbesondere in Hinblick auf die Arbeitsinhalte
  • Baue Kontakte auf und nutze den Erfahrungsschatz von Kollegen*
  • Lasse dir nach dem Praktikum eine Praktikumsbescheinigung mit den Arbeitsinhalten oder ein Arbeitszeugnis ausstellen
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Tom Wiegand ist MBA und Neurobiologe mit interdisziplinärem wissenschaftlichen Hintergrund zwischen Naturwissenschaft und Informatik. Er ist als Geschäftsführer Teil des Managements von jobvector und nutzt seine Erfahrung in Vorträgen und als Autor für Jobsuche & Karriere sowie Tech-Personalbeschaffung.
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